We use cookies to give you the best possible service. You can choose which cookies you would like us to set. Please note that depending on your settings, not all features of the page may be available. Further information can be found in our privacy policy.

Cookies we use

Here you can manage your cookie settings.

Necessary

black.t Analytics

This is how you manage cookies

Deleting / revoking cookies
You can manage cookies under the privacy policy at any time and revoke your selection.

Administration of site-specific cookies
If you want to know which site-specific cookies have been stored, check the privacy and cookie settings of your preferred browser.

Block cookies
In most modern browsers, you can set that no cookies should be stored on your device. The downside is that you have to make manual settings every time you visit a website again. Some services and features may not work properly then (eg log in with your profile).

Accept Decline

„Ich, deine Plastiktüte“ 09.2019

Von Ulrike und Bernhard Dickmann, Geschäftsführer der mk Plast GmbH & Co.KG

Hallo lieber Mensch, ja, dich meine ich, und dich und dich und dich auch. Ich bin´s, dein dir lieb gewesener Alltagshelfer, die „Plastiktüte“, die jahrzehntelang deine Lebensmittel sicher und hygienisch einwandfrei verpacken und nach Hause tragen durfte. Die danach in deinem Schrank warten durfte auf ihren nächsten Einsatz, um diesen in gewohnter Zuverlässigkeit zu erledigen. Jahrelang haben meine Hersteller mich durch neue Rezepturen und bessere Herstellverfahren zu dem gemacht, was ich heute bin, ein ressourcensparender Leistungsträger zum Beispiel bei deinem Weg vom Supermarkt nach Hause. Ich bin mit den Jahren bei gleichbleibender Trag- und Leistungsfähigkeit immer dünner geworden, was nicht jeder von sich behaupten kann. 

Lieber Mensch, wir beide waren so viele Jahre ein gutes Team, doch leider habe ich nicht bemerkt, dass du eigentlich gar nichts über mich weißt und mich wahrscheinlich deshalb nicht richtig nutzt und entsorgst. Ich habe nämlich von meinen Kolleginnen und Kollegen erfahren, dass du mich sehr oft nicht der Recycelkette zuführst, sondern in die Umwelt oder gar ins Meer wirfst. Eh Mensch, dafür bin ich viel zu schade, denn ich bestehe aus dem wunderbaren Rohstoff Polyethylen, und ich bin zu 100% recycelfähig. Jetzt habe ich mich selber mal damit beschäftigt, wie sorglos du mit mir und meinen Freunden im Restmüll umgehst und komme zu dem Schluss, dass wir Plastiktüten dir nur die Augen öffnen, damit du siehst was du alles in die Umwelt und somit auch ins Meer wirfst. Meine Freunde Hausmüll und Restmüll können nämlich nicht schwimmen wie ich und verstecken sich deshalb auf dem Meeresboden, sodass du, Mensch, sie nicht mehr sehen kannst. Viele meiner Freunde tragen eine ganze Menge Schadstoffe mit sich herum, die sie dann ans Meerwasser oder in die Umwelt abgeben, ganz im Gegenteil zu mir. 

Jetzt hast du, Mensch, mich an der Wasseroberfläche der Meere schwimmen sehen und bist zu Recht ganz entsetzt darüber, wie ich übrigens auch. Aber ich selbst kann nicht bestimmen, wo mein Weg hingeht, da musst du mir schon helfen. Es fühlt sich für mich auch nicht schön an, einfach im Meer zu treiben oder noch schlimmer im Mageninneren eines Meerestieres zu sein, denn meine Bestimmung ist es dir zu helfen.

Nun machst du dir Gedanken, wie man das eindämmen oder gar vermeiden kann und du hast gute Ideen, wie zum Beispiel: „weniger ist mehr“. Was ich aber überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist, dass du mich, deine Plastiktüte, durch eine Papiertüte ersetzt. Ich habe lange darüber nachgedacht und erstmal keinen Grund dafür gesehen, denn 1. die Ökobilanz einer Papiertüte ist schlechter als die von PE-Tüte, 2. um die  Tragkraft einer Plastiktüte zu erreichen, muss die Papiertüte viel dicker sein, was bei  feuchtem Wetter auch nicht hilft 3. Last but not least: das Transportvolumen der Papiertüte ist durch die geringe Menge, die auf eine Palette gestapelt werden kann um ein vielfaches höher als bei mir, und das trägt zu noch mehr LKW-Verkehr auf den Straßen und einer noch schlechteren Ökobilanz bei. Nein, das alles erklärt mir nicht, warum du auf die Papiertüte setzt, aber ich glaube, ich habe den Grund dafür jetzt doch erkannt: Du, Mensch, musst so dein Verhalten nicht ändern und kannst bequeme Verhaltensweisen beibehalten. Du kannst weiterhin so sorglos mit deinem Müll umgehen wie bisher und nach ein paar Tagen in Feuchtigkeit ist die Papiertüte nicht mehr sichtbar, ganz nach dem Motto: „Aus den Augen, aus dem Sinn.“ Leider, lieber Mensch, muss ich dir sagen, es ist nicht so wie du denkst. Auch wenn du die Papiertüte nicht mehr siehst, so war sie mit Schadstoffen belastet, die für die Herstellung notwendig sind. Da draußen im Freien werden diese Schadstoffe wieder freigesetzt, gelangen ins Grundwasser und werden auch von Fischen aufgenommen. Willst du das? Ich dagegen verhalte mich, wenn du mich unsachgemäß entsorgst, erstmal umweltneutral, nur die UV-Strahlung der Sonne kann ich nicht vertragen, denn die macht aus mir in ein paar Monaten und Jahren Mikroplastik, und dafür bin ich viel zu schade. Du selber, lieber Mensch, magst ja auch kein Mikroplastik, hilfst mir jedoch nicht, das zu vermeiden.

Lieber Mensch, ich sage dir jetzt noch etwas, biologisch abbaubare oder kompostierbare Folienbeutel als Ersatz für mich, deine Plastiktüte, sind leider auch noch nicht sinnvoll, denn der Ansatz diese zu kompostieren ist leider nicht praktikabel. Diese „Biofolien“ sind nur kompostierbar ich sage lieber biologisch abbaubar, denn sie werden sich nie zu nutzbaren Kompost verwandeln. Das funktioniert nur, wenn drei Bedingungen geschaffen sind: 1. eine bestimmte Temperatur, 2. ein bestimmter Druck und 3. eine Verweilzeit von mindestens    8-10 Wochen erreichen. Die modernen industriellen Kompostieranlagen sind heute jedoch viel schneller und brauchen kaum mehr als 5 Wochen und somit ist das, was nach 5 Wochen herauskommt, immer noch mit Biofolien versetzt, und diese verrotten in der Umwelt nicht. Es ist leider nicht die Wahrheit mit der die Industrie und der Einzelhandel dich hinters Licht führen. Darüber informierst du dich aber besser mal selbst im Netz.

Was aber noch schlimmer ist, lieber Mensch, ist, wenn du diese biologisch-abbaubaren Tüten im “Gelben Sack“ entsorgst, denn diese sind in der Sortieranlage nicht von der herkömmlichen Plastiktüte zu unterscheiden, und damit nimmst du mir die Recycelfähigkeit. Dann bin auch ich fast wertlos und kann nur noch verbrannt werden. Hierbei gebe ich noch einmal alles, um möglichst viel Energie zu liefern.

Ich, deine Plastiktüte, dein Freund und Helfer in vielen Situationen, möchte dich mit meiner Geschichte nur wachrütteln und dich wieder zu einem sich selbst informierenden Menschen machen, der nicht alles glaubt, was als Information in die Welt gesetzt wird. Selbst unsere Politiker haben sich total verunsichern lassen und glauben, mit Verboten die Welt und vor allem sich selbst retten zu können. Es ist nicht alles Gold, was glänzt, aber auch nicht alles so schlecht, wie es dargestellt wird. 
Meine Vorschläge: 

  1. Den Verbrauch an Verpackungsmitteln überdenken und sinnvoll senken. 
  2. Die uneingeschränkte Nutzung der Entsorgungskette.
  3. Den Müll verstaatlichen und durch Steuern die Entsorgung finanzieren, damit der Mensch keinen Grund hat ihn falsch zu entsorgen.
  4. Konzepte für Entsorgung und Recycling fördern und umsetzen.
  5. Den NABU bei seinem Projekt: „Fishing for Litter“ finanziell unterstützen.
  6. Pädagogisch dem Nachwuchs in der Grundschule den ressourcensparenden Umgang allgemein und die Wichtigkeit der Mülltrennung im Unterricht mitzugeben.
  7. Entsorgungsketten in den Ländern aufbauen, in denen der größte Teil des Plastikmülls unkontrolliert entsorgt wird.
  8. Müll und Wertstoffe müssen in nationaler Verwaltung bleiben und dürfen Landesgrenzen nicht verlassen.
  9. Reisemüll und Wertstoffe, zum Beispiel von Kreuzfahrtschiffen, dürfen nur an zugelassene, zertifizierte Entsorgungsunternehmen auf der Reiseroute mit Nachweis übergeben werden.
  10. Unterbindung der Geschäftemacherei mit unserem Müll.

Fazit: Wenn der Mensch seinen Umgang mit der Umwelt nicht ändert, ändert die Umwelt den Umgang mit dem Menschen. 

» Beitrag als PDF herunterladen


Die Idee diese Geschichte aus Sicht der Plastiktüte zu schreiben ist abgeleitet vom Artikel: Die ach so ökologische Papiertüte, von Philipp Krohn, Redakteur im Bereich Wirtschaft der F.A.Z., dessen Artikel zu lesen ich sehr empfehle.

https://www.faz.net/aktuell/technik-motor/technik/ein-brief-an-rewes-ach-so-oekologische-papiertuete-15555333.html
https://kurier.at/leben/tragetaschen-am-pruefstand-warum-plastiksackerl-gar-nicht-so-boese-sind/400518115
https://www.umweltbundesamt.de/themen/tueten-aus-bioplastik-sind-keine-alternative
https://baeckerei-sickinger.de/wissenswertes-ueber-plastik-papier-und-stofftaschen/
https://e-mag.press/papiertueten-statt-plastik-doch-ist-das-wirklich-ein-segen-fuer-die-umwelt/
https://www.quarks.de/umwelt/muell/darum-sind-bio-muellbeutel-nicht-umweltfreundlich/
https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/plastikmuell-papiertueten-sind-auch-nicht-besser-a-1187462.html
https://www.arte.tu-berlin.de/fileadmin/fg301/Archivierungsprojekt/P4_Projektdokumentationen_2016/Plastiktueten_und_ihre_Alternativen_2016_ge%C3%A4ndert.pdf

Siehe ab Absatz 4